Quo vadis Working Cocker in Deutschland?

Ein Artikel in einer Vereinszeitschrift hat mich vor kurzem etwas nachdenklich gemacht. Thema war der Import von Working Cockern und die Möglichkeiten mit diesen Hunden in Deutschland zu züchten. Oder besser gesagt: nicht zu züchten. Denn der Autor kam zu dem Schluss, dass man in der Hinsicht keine zu hohen Erwartungen haben sollte.

Nun werde ich als Autorin dieser Homepage sehr häufig von Menschen angeschrieben, die auf der Suche nach einem Working Cocker sind. Fast immer lautet die Frage: Warum gibt es eigentlich in Deutschland keine Züchter? Eine richtig gute Antwort habe ich bis heute nicht. 😉 Der Hauptgrund wird darin liegen, dass in Deutschland der Weg zur Zuchtzulassung über einen Show-Richter führt. Genauer gesagt: der Hund wird im Rahmen einer Veranstaltung einem Show-Richter vorgeführt und dieser muss (einfach ausgedrückt) bestätigen, dass der Hund dem Standard entspricht. Nun haben viele deutsche Show-Richter aber keinerlei Erfahrung mit Working Cockern. Viele kennen sie überhaupt nicht, sehen möglicherweise zum ersten Mal in ihrem Leben einen solchen Hund live vor sich, der doch ein bisschen anders aussieht als die Cocker die hierzulande gezüchtet werden. Schnell wird dann das Urteil gefällt der Hund entspreche nicht dem Standard.

Allerdings ist dieses Argument in meinen Augen nicht schlüssig. Denn: 2012 hat der englische Kennel Club den Standard abgeändert. Seitdem ist dort zu lesen: „Wie auch bei einigen anderen Jagdhunderassen ist auch beim Cocker heute ein Unterschied zwischen Hunden, die zur Jagd verwendet werden und solchen, die zur Ausstellung verwendet werden: der Ausstellungs-Cocker ist ein kräftigeres und schwereres Exemplar als sein arbeitender Zeitgenosse.“ Der Standard (der im übrigen von unseren deutschen Spanielklubs übernommen wurde und die Grundlage für das Züchten hierzulande ist) kennt also durchaus die Working Cocker, erwähnt sogar explizit deren anderes Erscheinungsbild.

Zudem: In vielen anderen europäischen Ländern werden Working Cocker gezüchtet und registriert, so z.B. in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Ungarn, Polen, Dänemark und Schweden. Auch bei uns in Deutschland steigt die Nachfrage. Seit ca. 5 Jahren kann man einen kleinen Trend beobachten. Immer mehr Menschen (vorwiegend solche die im Hundesport oder als Jäger aktiv sind) importieren sich Working Cocker aus dem Ausland.

In meinen Augen ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis das Thema Zucht hierzulande stärker in den Fokus rückt. Denn, was die wenigsten wissen: Es gab (und gibt auch aktuell) Working-Cocker-Würfe die hier in Deutschland geboren sind. In den vergangenen zwei Jahren sind es zwei Würfe gewesen, ein dritter ist in Planung. Die Züchter züchten aufgrund der geschilderten Situation aber nicht in einem der deutschen Spanielklubs. Sie sind stattdessen Mitglied in Klubs benachbarter Länder. Somit haben die Welpen reguläre FCI-Papiere. Wieviele Hunde darüber hinaus noch „schwarz“, also ohne Papiere, geboren werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Mir ist bislang erst von einem Wurf ohne Papiere etwas zu Ohren gekommen. Ich hoffe sehr, dass dies keine Schule macht. :-(

Den Klubs hierzulande wird die Entwicklung und zunehmende Beliebtheit des Working Cockers ein Dorn im Auge sein. Auch dies konnte man aus dem Artikel herauslesen. Verständlich, haben unsere Klubs doch seit Jahren mit sinkenden Welpeneintragungszahlen beim English Cocker zu kämpfen. Der Cocker ist schon lange kein Modehund mehr und hat enorm an Beliebtheit eingebüßt. Viel zu langes und schweres Fell, mangelnde Arbeitsbereitschaft, zu viel Fokus auf Show… das sind einige Gründe, die dabei eine Rolle spielen könnten. Gerade jüngere Leute und Menschen mit hundesportlichen oder jagdlichen Ambitionen bevorzugen da eher den working strain Cocker – oder wählen gleich eine komplett andere Rasse…

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass irgendwann die Zeit kommen wird, in der wir auch hier in Deutschland Working Cocker in der Zucht haben werden. Zumindest wenn der Trend der vergangenen Jahre anhält und sich dieser Schlag des Cockers auch in Deutschland immer mehr Freunde macht. Vielleicht dauert es noch viele Jahre, vielleicht auch nicht. Die Zeit wird es zeigen.

Bis dahin, ein Rat von mir an alle Freunde des Working Cockers: Geht ins Ausland! Es muss auch nicht immer Großbritannien sein. Auch auf dem Kontinent gibt es gute Züchter mit tollen Hunden. :-) Der Import nach Deutschland ist (mit dem richtigen Züchter) absolut problemlos. Eine kleine Auswahl von Züchtern ist in dem Rasseporträt „Working Spaniels“ zu finden.

 

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