14. und 15. November 2009, Hockenheim
Richter: Helene Steinhauer, Petra Hahn (HSVRM)
Ergebnisse:
Samstag (Mannschaft):
Vorlauf: DIS
Trostrunde: V5
Sonntag (Einzel):
A-Lauf: V0, 7. Platz (49 Starter) (Rangliste)
Jumping: DIS (Rangliste)
Gesamtrang: Platz 21 (Gesamtrangliste)
Zwei VIDEOS von unseren Läufen gibt es auch.
Es gibt auch eine tolle BILDERGALERIE von Chiara und mir an diesem Wochenende!
Die German Classics in Hockenheim – bereits zum zweiten Mal haben Chi und ich uns für diese tolle und wirklich hochkarätige Agility-Veranstaltung qualifiziert. Im ersten Jahr war die Qualifikation für uns gar kein Problem, ich hatte bereits im Mai die Qualis zusammen. In diesem Jahr war es anders: Aufgrund unser Zonenprobleme und vieler vieler „Zwangs-Dis“ klappte es erst „auf den letzten Drücker“ mit der Quali. Daher war die Freude über unsere Teilnahme natürlich riesig!!!
Und es war auch ein großartiges Turnier! Eines von der Sorte die man so schnell nicht vergisst… aus vielerlei Gründen!
Samstag – Teamwettbewerb
So machte ich mich also Samstagmorgen um 6.00 Uhr auf den Weg nach Hockenheim. Im Radio lief übrigens an beiden Tagen „Wishing you well“ von Stanfour – ein genialer Song, der direkt für gute Laune und Motivation sorgt.
Im Mannschaftswettbewerb traten wir mit unserm Team namens „Die Kiii-Fiii-Nii-Chii’s“ an.Und auch wenn wir nicht gewonnen haben – ich finde wir hatten den besten Namen.
Unsere Teammitglieder waren:
Melanie Clerc mit Kira (Small)
Kerstin Misch mit Nico (Small)
Kirsten Hankemeier mit Finn (Medium)
In der Vorrunde lieferten Melanie und Kirsten zwei tolle Nuller ab. Kerstin lief mit etwas Pech ins DIS.
Chi und ich… nun ja es wäre EIGENTLICH auch ein Nuller gewesen – hätte ich nicht mal wieder so einen dämlichen Fehler gemacht, ein Fehler von der Sorte, die einem GRUNDSÄTZLICH nur bei wichtigen Turnieren passieren: Wir waren fehlerfrei unterwegs bis zum letzten Hindernis. Es ging nur noch aus dem Tunnel und über die Zielhürde, doch statt Chi ordentlich am Tunnel abzuholen war ich zwei Schritte zu weit vor, sie sah mich nicht als sie aus dem Tunnel kam, suchte mich – und schwupps war sie wieder im Tunnel…
Ohne diesen Fehler meinerseits wären wir in jedem Fall für die zweite Runde qualifiziert gewesen… Nun ja, glücklicherweise hatte ich nette Teammitglieder die mir nicht den Kopf abschlugen dafür (soll ja nicht in jedem Team immer so nett zugehen, hab ich gehört ;-))
Jedenfalls mussten wir dadurch natürlich in den Hoffnungslauf oder besser gesagt die Trostrunde. Hier haben alle die in der Vorrunde ausgeschieden sind, noch einmal die Chance sich doch noch für die zweite Runde zu qualifizieren – sofern man es schafft Erster zu werden…
Im Hoffnungslauf lieferten Chi und ich wieder einen guten Lauf ab, leider leider fiel aber eine Stange. Die Ergebnisse der anderen weiß ich leider gar nicht mehr alle. Bitte um Nachsicht. 😉 In jedem Fall waren es keine drei Nuller. Damit war der Mannschaftswettbewerb leider früh für uns beendet… Etwas schuldig fühlte ich mich natürlich weil ich durch meine Dummheit den sicheren Einzug in die zweite Runde zunichte gemacht habe… Andererseits ist man ja eben nicht allein in der Mannschaft, zum Glück…
Obwohl unsere Läufe sonst wirklich ganz gut waren konnte es am zweiten Tag also (nur) noch besser werden.
Sonntag – Einzelwettbewerb:
Wieder quälte ich mich um 5.30 Uhr aus dem Bett… Einfach grauenhaft – und eigentlich unglaublich, dass man trotz solcher Umstände in der Lage ist, noch ordentliche Leistungen abzuliefern. 😉
Nach dem feierlichen Einmarsch – übrigens mal wieder zur Musik von „Fluch der Karibik“, denn das lieben die Veranstalter von Agi-Großveranstaltungen. 😀 Bei unserer Bundessiegerprüfung lief es auch schon beim Ein- und Ausmarsch. Aber es sorgt auch wirklich für eine feierliche und leicht dramatische Atmosphäre. 😉
Wir begannen mit dem A-Lauf:
Der Parcours von Petra Hahn hatte einige extrem knackige Stellen. Dennoch war ich nach einigem Hin- und Her dann doch recht sicher wie ich führen wollte. Immer im Hinterkopf hatte ich natürlich die Kontaktzonen von A-Wand und Steg… Natürlich würde ich Chi stark kontrollieren müssen – ABER: Hier würde ich sie nicht warten und stehen lassen, denn bei dem Starterfeld kann man sich einfach nicht erlauben massenweise Sekunden hängen zu lassen. Schon gaaaar nicht wenn man einen Cocker führt der nicht so leicht über den Teppichboden gleitet wie die flitzigen Shelties. 😉
Als es an den Start ging war ich hoch motiviert – Chi auch ;-): wie immer war sie etwas zappelig beim Absetzen, aber sie blieb brav. Wir begannen gut, die A-Wand-Zone relativ am Anfang klappte so wie ich es mir vorgestellt hab, das Ausstellen an den Hindernissen gut, die Wechsel – alles lief prima… dann war ich plötzlich kurz vor Schluss immer noch fehlerfrei… Als Chi auf den Steg lief (3. letztes Gerät) setzte mein Herz vor lauter Aufregung fast aus… Ich bekam kaum noch Luft, rief nur noch „TACK TACK“, sie ging in die Zone, ich löste auf, es kam nur noch Doppelsprung und die Zielhürde. „LAUF LAUF LAUF!“ und ich rannte, taumelte mehr ins Ziel als ich lief… NEIN: Ich übertreibe nicht: Ich war kurz vorm Umfallen, bekam kaum noch Luft als wir im Ziel waren, musste ich mich erstmal erschöpft auf den Boden setzen. Sowas hab ich echt noch nicht erlebt: Kurz vor der Ohnmacht, aber soooooo glücklich. 😀 😀 😀
Es ist schwer zu beschreiben was man fühlt, wenn man nach sooo langer Durstrecke, einer ziemlich schlechten Saison und reihenweise „Nicht-Nullern“ bei allen Großveranstaltungen des Jahres (!!!), wenn man es dann mal schafft einen Nuller vor so einer Kulisse heimzulaufen… Jedenfalls schafften Chi und ich es mit dem Lauf auf einen für uns tollen 7. Platz (von 49 Teilnehmern).
Hier ein Auszug aus der Liste:
Aber: Das sorgte natürlich sofort wieder für Bauchkribbeln, denn: ein solch guter Platz im 1. Lauf bedeutet: Es ist – theoretisch – noch ALLES drin… Denn: die sechs vor einem müssen auch erstmal den zweiten Lauf heimbringen und wie schnell in diesem Sport aus einem fehlerfreien Lauf ein DIS wird… nun ja das wissen wir alle…
Der Jumping – oder die Rebellion der „Zwerge“ 😉
Als der Jumping aufgebaut wurde, war meine Anspannung also wie gesagt riesig. Allerdings wurde ich zumindest kurzzeitig von meiner Aufregung abgelenkt, denn es gab ein anderes „Problem“: Den Parcours. Kaum dass er von der Richterin nummeriert war, brach eine Art Tumult unter den Medium-Startern los.
Die Ursache: Der Reifen war, ich nenne es mal „höchst unglücklich“ platziert:
Und zwar aus 2 Gründen:
1. Er wurde vollkommen schräg angelaufen, fast aus einem 180-Grad-Winkel
2. Nach dem Reifen folgte wieder eine 180-Grad-Wendung
Sowohl der Anlauf als auch die Landung waren also für die Hunde höchst gefährlich, erst recht da das Gestell des Reifens Metallfüße auf dem Boden hatte, auf denen die Hunde bei ihrer Landung/Wendung mit den Pfoten aufgesetzt hätten!!! Zudem natürlich das Risiko des schrägen Anlaufs und des Hängenbleibens bei einem ohnehin schon gefährlichen Gerät…
Einige Starter versuchten den beiden Richterinnen diese Gefahr deutlich zu machen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass der Reifen laut Reglement so zu stellen ist, dass er gerade angelaufen wird, was hier nunmal nicht der Fall war…. Leider zunächst ohne Erfolg. Man wollte den Reifen nicht rausnehmen oder den Parcours anpassen.
Und dann passierte etwas in meinen Augen Unglaubliches:
Als der Ansager den Parcours für die Begehung freigab, blieben ALLE 50 Starter der Medium-Klasse wie angewurzelt vorne stehen, keiner betrat den Parcours. Wir streikten. Diesen Parcours würden wir nicht laufen!
Die Uhr tickte und tickte, es vergingen 15 Minuten, noch immer rührte sich keiner von uns. Stattdessen erneute Versuche eines einzelnen, sehr bekannten Agilitysportlers nochmal mit den Richterinnen zu reden. Es dauerte und dauerte… Doch irgendwann gaben sie nach: Der Reifen wurde durch eine Hürde ersetzt! Die Verletzungsgefahr war somit beseitigt.
Es konnte endlich ans Sportliche gehen!!!
Start mit Gänsehautcharakter
Wie schon erwähnt war meine Ausgangslage für den zweiten Lauf ziemlich gut. Das bedeutet natürlich, dass die Anspannung natürlich riesig ist… Aber auch die Motivation. 😀 Es ist ein unglaublich geniales Gefühl wenn man draußen vor der Halle wartet, hört das Publikum, die Musik.
Dann die Ansage: „Jetzt kommen wir zu den TOP TEN des ersten Laufes“… Einfach WOW…
Dann wird man hereingerufen, hat nur noch vier Starter vor sich. Es bleibt gerade noch Zeit den Hund ein paar Mal einspringen zu lassen. Dann geht man in den Startbereich. Wird angesagt. „Mit der Startnummer 88, die Siebten aus dem A-Lauf…“
Ab da hörte ich wie üblich nichts mehr. Nur noch ein Blick zur Richterin wegen der Freigabe, dann Hund hingesetzt, los geht’s! Der kniffelige Anfang lief prima, doch leider ereilte uns an einer anderen Stelle die DIS… Mein Timing und die Körpersprache stimmten nicht… schade schade.. so schnell ist es vorbei. Wir liefen den Lauf aber noch ordentlich heim, der Rest war schön, hat alles gut geklappt. Tja, hätte klappen können. 😉
Insgesamt war ich sehr zufrieden. Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. 😉 Wobei ein Grund dafür natürlich auch darin liegt, dass wir auch mit einem Nuller im Jumping am Ende in der Gesamtwertung nicht platziert gewesen wären. Da von den sechs vor mir Platzierten, vier Leute einen Nuller liefen. D.h. wir wären mit einem Nuller vermutlich Fünfte geworden. Wäre natürlich schon toll gewesen, aber es ist kein Drama, anders hätte ich mich mehr geärgert. 😀
Abseits des eigentlichen Sports…
Fazit wie gesagt: Eine tolle Veranstaltung mit Gänsehautcharakter… Einfach klasse!
Mit unserer eigenen Leistung war ich super zufrieden, klar hätte es mehr sein können, aber wir haben uns „gut präsentiert“ (so wurde es uns zumindest gesagt ) Und ich selbst habe mein persönliches Ziel mehr als erreicht.
Die Geschichte mit der Rebellion war in meinen Augen faszinierend… zu sehen wie ein „Mob“ von 50 Startern zusammenhält! In diesem Moment ging es mal nicht um Sport, es ging um die Gesundheit der Hunde! Natürlich ist sowas für eine Richterin eine unangenehme Situation, aber ich denke solche Aktionen tragen dazu bei, diesen Sport sicherer für unsere Hunde zu machen. Niemand hat Angst vor schweren Parcours, aber sehr wohl davor, dass sich ein Hund eine schwere Verletzung zuzieht! Ich hoffe die Richterin, die sich den Parcours ausgedacht hat, nimmt es nicht persönlich.
Allerdings fand ich es schade, dass der Rest der Veranstaltung davon etwas „getrübt“ war… Bei der Siegerehrung gingen die Richterinnen nicht wie sonst üblich vorne am Podest vorbei und gratulierten den Gewinnern… noch nicht mal bei den Larges (die ja nun nichts mit der „Rebellion“ zu tun hatten)… Das fand ich schon schade…
Abseits der Classics – Gedanken zu unserer sportlichen Zukunft…
Ich sagte ja bereits vor den Classics, dass dies wohl vorerst die letzte Agility-Großveranstaltung für uns werden wird. An diesem Wochenende ist mein Entschluss nochmal gefestigt worden. Chiara und ich werden nächstes Jahr definitiv keine WM-Qualis gehen und auch nicht den Wettlauf um die VDH DM mit sämtlichen Vor-Turnieren antreten. Vielleicht suchen wir uns andere nette Turniere, vielleicht auch nicht. Wir werden sehen…
Die Gründe dafür sind vielfältig… zum einen der Stress, die fehlende Freizeit, der Job (für den man auch mal gelegentlich Regeneration an den Wochenenden braucht), das Geld das hängen bleibt, zu wenig Zeit für Freund und Umfeld, zu wenig Zeit für alternative Freizeitgestaltung… etc.pp. Die Liste der „nichtagilitybezogenen“ Gründe ist lang!
Aber es gibt auch Gründe die direkt mit dem Agility zusammenhängen: Die Entwicklung des Sports und der Qualireglungen allgemein, die immer höher werdende Belastung für den Hund, die Einstellung zum Tier generell – und: unsportliche Verhaltensweisen, menschliche Verfehlungen vieler Sportler…
Es ist schon erstaunlich… Ich habe Chi und mich nie als echte Konkurrenz für die „Profis“ in diesem Sport betrachtet. Hey – wir sind Hobby-Hüpfer, Chi ist ein Cocker Spaniel und kein Rennpferd, äh -Hund… Nun ja, trotzdem sind auch wir nicht gefeit vor unschönen Dingen…
Es gibt tatsächlich Menschen in diesem Sport, die bewusst anderen Menschen einen Start verhageln, der ihnen schrecklich wichtig ist. Einfach weil sie dazu in der Lage sind, weil sie damit durchkommen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. (Nein, es geht hier nicht um die GC) Auch wenn man gar nicht in der allerobersten Liga mitläuft, bekommt man Missgunst an allen Ecken und Enden mit – nur dass sie einem nie offen begegnet… Gruselig wie viele Menschen einem an so einem Turniertag ins Gesicht lachen, nette Dinge sagen – und wie wenige es ehrlich meinen…
Okay man könnte jetzt sagen: Das ist im normalen Leben, abseits vom Agi, auch oft so. Stimmt ja auch, aber ganz ehrlich: Muss ich mich damit auch noch in meiner Freizeit „belasten“?
P.S.: Nicht dass hier der Eindruck entsteht die „menschlichen“ Gründe hätten mich dazu bewogen, den Sport zurückzuschrauben. Nein, es sind tatsächlich die o.a. „nichtagilitybezogenen“ Gründe. Letztgenannte menschliche Verfehlungen sorgen lediglich dafür, dass mir der Abschied nicht so schwer fällt, wie ich immer dachte… Und hey? Wer weiß, vielleicht schreibe ich eines Tages ein Buch über all meine Erfahrungen in der Agi-Szene… einen Titel habe ich schon: „Über einen Sport, den niemand kennt, mit Menschen die niemand kennt“
Videos:
A-Lauf Einzel:
Mannschaftslauf: