Working versus Show Cocker

In diesem Artikel werden der English Cocker Spaniel des „show type“ (nachfolgend als „Show Cocker“ bezeichnet) und der English Cocker vom „working type“ („Working Cocker“) miteinander verglichen. Gerade in Deutschland gibt es noch viele Missverständnisse / Unklarheiten über den Working Cocker und seine Beziehung zu seinem deutschen Verwandten. Da dieser Cockertyp hierzulande äußerst selten ist, gibt es wenige fundierte Informationen in deutscher Sprache.

Im Bild oben sind links ein Working Cocker (black & tan) und rechts ein Show Cocker (rot, mit geschnittenem Fell) zu sehen. Detailliertere Feststellungen zu den äußerlichen Unterschieden zwischen beiden Hundetypen habe ich im Artikel „Working Spaniels“ festgehalten. Dort findet sich auch eine Bildergalerie und viele weitere allgemeine Informationen zu den Working Cockern und Springern.

Wesen und Charakter:

Working Cocker

Sensibel:
Working Cocker sind äußerst sensibel. In der Erziehung braucht man viel Einfühlungsvermögen. Harte, laute Worte nehmen diese Hunde sehr schnell übel und tendieren dann zu Meideverhalten und Unterwürfigkeit. Auch tendieren sie zu Nervosität und Unruhe wenn sie nicht gut ausgelastet sind. Sie können im Alltag aufgrund ihrer sensiblen Art durchaus ängstlich reagieren, weshalb einen gute Sozialisierung in frühem Welpenalter wichtig ist. Ingesamt haben sie auch ein deutlich dünneres Nervenkostüm als Show Cocker, die man eigentlich nicht so leicht aus der Ruhe bringen kann.

Intelligent: Intelligenz klingt zunächst einmal natürlich schön, wenn man das über eine Hunderasse liest. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Leben mit dem Hund nicht unbedingt einfacher dadurch wird. Worker befolgen nicht einfach Befehle – sie denken gerne darüber nach und überlegen, ob es sinnvoll ist Folge zu leisten. 😉 D.h. im Klartext: Sie hinterfragen gerne die Anweisungen ihres Menschen.

Stur/hartnäckig: Man sagt Cockern allgemein ja eine gewisse Sturköpfigkeit nach. Auf Working Cocker trifft das in besonderem Maße zu. Sie haben definitiv ihren eigenen Kopf und treffen eigene Entscheidungen. Trotzdem sind sie beim Arbeiten sehr kooperativ und kommunizieren eng mit ihrem Menschen. Vor allem wenn sie gelernt haben, dass dies für sie selbst von Vorteil ist. 😉 Aber im Alltag mit ihnen erlebt man sehr häufig, dass der Worker doch immer wieder grundsätzliche Regeln in Frage stellt. Das Verhalten ähnelt dem von Katzen: Erachtet der Worker bestimmte Regeln für „unnötig“, so wird er sie immer wieder in Frage stellen.

Leise: Working Cocker sind im Vergleich zu Show Cockern sehr leise Hunde die auch in der Bewegung kaum bellen. Die Gründe dafür liegen in der jagdlichen Zuchtselektion dieser Hunde. An dieser Stelle sei noch einmal auf den Artikel „Working Spaniels“ verwiesen, dort habe ich das ausführlich erläutert.

Show Cocker

Unkompliziert: Show Cocker sind in der Regel unkomplizierte Hunde. Wenn man sie aus einer guten Zucht bekommt und rechtzeitig erzieht und prägt, sind sie leichtführige, gut erziehbare Hunde, die angenehme Alltagsbegleiter abgeben.

Selbstbewusst:
Viele Show Cocker haben einen Hang zur Selbstüberschätzung. 😉 D.h. im Umgang mit anderen Hunden oder Menschen neigen sie dazu, sich größer und stärker zu fühlen als sie es tatsächlich sind. Besonders die Einfarbigen sind häufig sehr selbstbewusste Hunde, denen man in der Erziehung mit Konsequenz und Durchsetzungsvermögen begegnen muss.

Quirlig aber ausgeglichen: Insgesamt sind die meisten Show Cocker eher ausgeglichene Hunde, die zwar durchaus ein gewisses Temperament besitzen (können), aber nicht zu Nervosität neigen. Auch sind sie in aller Regel nervenstark und neigen nicht dazu, ängstlich zu sein. Bewegungsfreudig sind sie in aller Regel auch – wenn man sie nicht überfüttert und übergewichtig macht.

Verfressen: Ihre Verfressenheit ist schon fast legendär. Und tatsächlich ist mir bisher kaum ein Show Cocker begegnet, der nicht verfressen ist. Bei vielen schlägt das leider auf die schlanke Linie, denn nur wenige Besitzer sind konsequent genug, das Futter entsprechend zu rationieren.

Bellfreudig: Viele Show Cocker sind eher bellfreudige Hunde. Nervige Kläffer sind sie aber in aller Regel nicht. Meiner Erfahrung nach bellen sie vor allem draußen und in Bewegung. Im Haus sind sie eher ruhig. Zumindest solange kein Besucher vor der Tür steht oder etwas zu Essen zu erwarten ist.

Arbeitseigenschaften:

Working Cocker:
Der Worker lebt für die Arbeit. Er möchte am liebsten jeden Tag arbeiten und Aufgaben gestellt bekommen. Er verfügt über einen sehr hohen „Will-to-Please“, möchte in der Zusammenarbeit mit seinem Menschen alles richtig machen und ihm gefallen. Hierbei unterscheidet er sich recht deutlich von dem Show Cocker, bei dem diese Eigenschaft deutlich weniger ausgeprägt ist. Auch ist der Worker ein sehr schneller, rasanter Arbeiter. Kein Show-Hund kommt annäherend an seine Arbeitsgeschwindigkeit heran. Auch sind sie  sehr ausdauernde und harte Arbeiter, die kaum ist eine Aufgabe erledigt, sofort nach der nächsten fragen.

Show Cocker:
Vieles kann, aber nichts Muss. Die allermeisten Show-Hunde machen zwar jegliches Training gerne mit (insbesondere wenn sie mit etwas Essbarem belohnt werden), allerdings brauchen sie es nicht um zufrieden zu sein. Sie sind sehr anpassungsfähige Hunde und können sich auch in einem Leben ohne jegliche Arbeit gut arrangieren. Der Showie arbeitet auch nicht unbedingt weil er seinem Menschen gefallen will, sondern schlicht weil (und möglicherweise auch nur wenn) es ihm selbst gefällt. Im Hundesport sind Show Cocker der Typ Hund, der Aufgaben solide und gründlich erledigt ohne durch spektakuläre Höchstleistungen aufzufallen. Man sagt ihnen nach, dass sie gerne schwimmen. Allerdings ist die Wasserfreude auch in vielen Zuchten verloren gegangen weil ihr keine ausreichende Beachtung geschenkt wurde.

Sozialverhalten:

Working Cocker:
Nach meiner Erfahrung sind Working Cocker deutlich sozialer und neigen im Umgang mit anderen Hunden weniger zum Größenwahn als Show-Cocker. Möglicherweise liegt dies daran, dass die Hunde bei den jagdlichen Zuchten in Großbritannien meist in Zwingern und in größeren Gruppen gehalten werden. Ein schlechtes Sozialverhalten würde bei einer solchen Haltungsform sofort Probleme machen und der Hund vermutlich aussortiert werden.

Show Cocker:
Inbesondere sein oben bereits erwähnter Hang zur Selbstüberschätzung  sorgt zuweilen dafür, dass der Show Cocker bei anderen Hunden schon mal aneckt. Natürlicht gilt das nicht für alle Exemplare, aber gerade bei den Einfarbigen kommt es schon häufiger vor, dass sie im Umgang mit anderen Hunden zu selbstbewusst auftreten und Ärger bekommen. Natürlich ist das Sozialverhalten auch immer eine Frage der Prägung von Welpenbeinen an, aber es wird in Grundzügen auch von den Elterntieren vererbt. Mehrfarbige Show Cocker haben den Ruf, ein besseres Sozialverhalten als die Einfarbigen zu haben. Sie werden in aller Regel auch für Ersthundehalter empfohlen.