English Cocker

Der English Cocker Spaniel zählt in Deutschland zu den beliebtesten mittelgroßen Hunderassen. Auch in anderen europäischen Ländern ist er verbreitet und erfreut sich großer Beliebtheit.

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Chiara, Hündin mit geschnittenem Fell (Bild: Melanie Clerc)

Chiara, Hündin mit geschnittenem Fell (Bild: Melanie Clerc)

 

Herkunft: Großbritannien
Größe:
38 bis 42 cm
Gewicht: 11 bis 14 kg

Farben: Folgende Varianten:
einfarbig: rot, schwarz, braun, zobel und einfarbig mit Abzeichen: schwarz mit loh, braun mit loh
mehrfarbig: orangeschimmel, orange-weiß, braunschimmel, braun-weiß, blauschimmel, schwarz-weiß und mehrfarbig mit Abzeichen: blauschimmel mit loh, schwarz-weiß mit loh, braunschimmel mit loh, braun-weiß mit loh

 

 

Geschichte:
In Großbritannien züchtete man schon früh Spaniels für den Jagdgebrauch in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Eigenschaften. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden sie unter dem Begriff „Field Spaniels“ zusammengefasst. Ab etwa 1803 wurde zwischen dem „Springing Spaniel“ und dem „Cocking Spaniel“ unterschieden, was die unterschiedlichen Arten des Jagens mit diesen Hunden beschrieb. Der „Cocking spaniel“ war etwas kleiner und wurde für die Jagd auf Waldschnepfen (engl: „woodcock“) eingesetzt. Daher stammt auch die spätere Bezeichnung „Cocker“ Spaniel.

1892 wurde der Cocker Spaniel vom English Kennel Club als eigenständige Rasse anerkannt. Nach Deutschland wurde er um die Jahrhundertwende eingeführt. Vor dem Ersten Weltkrieg war es selbstverständlich, dass mit einem Spaniel jagdlich gearbeitet wurde. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Spanielrasse einen ungeheuren Aufschwung – die Schlappohren wurden auch als Familienhunde beliebt und berühmt. Je populärer die Rasse wurde umso stärker kam es zu einer Zweiteilung:

So unterschiedlich können Cocker aussehen: li. Chiara (Showtyp), re. Paula (jagdl. Typ)

Schönheit contra Arbeit!
Die Züchter, die sich für das Ausstellungswesen interessierten, spezialisierten ihre Zucht darauf, die Bedeutung des Spaniels als Jagdhund ging zurück. Es bildeten sich zwei Lager: Diejenigen, die „Schönheitscocker“ züchteten und diejenigen, die nach Jagdgebrauch züchteten. Heute kennt man landläufig eigentlich nur noch die Showlinie des English Cockers, Die zweite Linie – die sogenannten Working Cocker Spaniels – findet man hautpsächlich in Großbritannien und den USA. Diese Hunde sind kleine Athleten, die nicht nach der Optik sondern ausschließlich nach ihren Eigenschaften als Arbeitshunde gezüchtet werden. Mehr über diese Cocker vom sogenannten „working type“ ist unter dem Porträt „Working Spaniels“ zu lesen. In Deutschland kennt man landläufig nur den Showtyp des Cockers.

In den Jahren 1950 bis 1970 begann die große Zeit des Begleithundes Cocker Spaniel. Er machte so sehr Furore, dass er in die Liste der zehn in Deutschland am verbreitetsten Rassen aufstieg, und in der Liste der Top Ten hat er sich bis heute gehalten. Seine Bedeutung als Jagdhund ging sehr stark zurück.

Zucht
In England, der Heimat des Cocker Spaniels wurde im Hundezwinger von M. Farrow 1878 der berühmte „Obo“ geboren. Er gilt als der Vorfahr unserer heutigen Cocker. Er hatte schwarzes Fell, eine Widerristhöhe von 31 cm und wog 11,2 kg. Sein Sohn „Bebb“, 37 cm hoch wurde zum Vorfahr unserer roten Cocker. Die mehrfarbigen Cocker gehen auf C. A. Philips zurück. Ihm haben wir die schwarz-weißen, die dreifarbigen und die anderen bunten Cocker zu verdanken. Sein Zwingername „Rivington“ ist weltweit bekannt geworden, da aus diesem Zwinger sehr viele Champions stammten. Im Jahre 1892 wurde der Standard des englischen Cockers ins offizielle Register der Hunderassen in England eingetragen (Kennel Study Book), aber erst seit 1901 wird der Cocker nach seiner Gestalt und nicht nach Gewicht beurteilt.

In Deutschland gab zu den Zeiten, als der Cocker besonders beliebt und verbreitet war ein Problem, das im Volksmund mit „Cockerwut“ bezeichnet wurde. Hiervon waren hautpsächlich rote Cockerrüden betroffen. Kennzeichen dieser „Verhaltensstörung“ war Aggressivität gegenüber Menschen und anderen Hunden. Durch sorgfältige Auslese von Seiten der Züchter wurde die Cockerwut bekämpft, so dass sie heute als „ausgerottet“ gelten kann.

Elfmeter vom Schloss Hellenstein, Rüde mit für die Ausstellung getrimmtem Fell.

Charakter:
Obwohl der Englische Cocker Spaniel zu den eher kleineren Hunderassen zählt, so steckt doch ein Energiebündel in ihm. Aufgrund seiner Geschichte als Jagdhund gehört er zu den Hunden, die genügend Auslauf und sinnvolle Beschäftigung benötigen. Allerdings kann ich aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass Cocker sehr anpassungsfähige Hunde sind – vermutlich ist das mit ein Grund dafür, warum sie so beliebt geworden sind. Natürlich sollte man im Idealfall pro Tag schon mind. 1 Stunde Zeit zum Spazierengehen haben. Allerdings wird ein Cocker ihnen nicht die Wohnung zerlegen, wenn er nicht so viel Auslauf hat.

Freilauf ist immens wichtig für die artgerechte Haltung – was gibt es Schlimmeres, als einen Hund, der sein Leben lang nur angekettet spazieren gehen darf? Aber aufgrund seines Jagdtriebs muss man ihm zugleich eine sehr konsequente Erziehung zukommen lassen. Allerdings gibt es auch hier große Unterschiede: Nicht bei allen Cockern ist der Jagdtrieb noch gleich stark ausgeprägt – und fallen sie bitte nicht auf Züchter herein, die behaupten, sie züchteten Hunde ohne Jagdtrieb: Auch bei den Zuchtvereinen, die mit Hunden aus „nicht jagdlicher Zucht“ werben, können sie einen genauso jagdfreudigen Cocker erwischen wie anderswo.

Der Cocker ist ein aufgeweckter Hund, der sehr lernbereit ist. Eine gewisse Sturheit wird ihm hierbei allerdings auch oft nachgesagt, so dass man schon ein gesundes Durchsetzungsvermögen besitzen sollte. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Cocker erziehungstechnisch mit Sicherheit sehr unterschätzt werden!!! Es gibt viele Cocker – insbesondere sind hierbei die Einfarbigen (vor allem die Roten) zu nennen – die ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben. Diesen Hunden muss man von Anfang an (und auch immer mal zwischendurch 😉 ) klare Grenzen setzen. (was übrigens überhaupt nichts mit Härte oder Brutalität zu tun hat!!!) Ansonsten kann es passieren, dass der Cocker ihnen auf der Nase herumtanzt – und das kann je nach Exmplar auch bedeuten, dass er ihnen die Zähne zeigt oder schnappt, wenn ihm etwas nicht passt! Eine liebevolle aber sehr konsequente Erziehung mit Durchsetzungsvermögen ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg!

Kira, Hündin 4 Monate, schwarz mit loh

Meist schließt der Cocker sich nur einem Menschen an. Die anderen Bewohner des Haushalts akzeptiert er als dazugehörige Rudelmitglieder, doch seinen Menschen möchte er gerne immer und überall begleiten. Viele Cocker haben daher auch ein Problem mit dem Alleinsein. Daher sollte man von Anfang an viel Wert darauf legen, ihm das Alleinebleiben step by step beizubringen. Trotzdem: Für Berufstätige, die täglich 8 Stunden außer Haus sind, ist der Cocker definitiv nicht geeignet!!!

Dem Cocker wird nachgesagt, dass er sehr verfressen ist. Aus eigener Erfahrung sei gesagt: Das gilt nicht für jeden Hund. Ich kenne zwei Rüden, die genau das Gegenteil sind. Hündinnen hingegen sind oft wahre Fressmaschinen, vor denen nichts Eßbares sicher ist. (wie meine Chiara :-) )

Noch ein Wort zu „Secondhand-Hunden“, d.h. Hunden aus dem Tierheim: Auch hier werden Cocker gerne unterschätzt: Sie sind ja auch so klein und niedlich… Aber schlechte Erfahrungen können Cockern sehr zusetzen. Häufig entwickeln sie sich durch eine schlechte Vorgeschichte zu wirklichen Problemhunden. Gerade das oben angesprochene Selbstbewusstsein macht es sehr schwierig: Gerne neigen Menschen dazu, den armen kleinen Tierheimcocker zu viel zu verwöhnen und zu „betüdeln“, weil er ja so viel Schlimmes erlebt hat. Das kann allerdings ganz schnell nach hinten losgehen…

Von Natur aus soll der Cocker menschenfreundlich und verträglich mit seinen Artgenossen sein. Selbstverständlich ist es Aufgabe des Besitzers durch eine artgerechte Haltung, konsequente Erziehung, gute Prägung von Welpenbeinen an und Kontakt mit den Artgenossen dies zu ermöglichen. In den richtigen Händen kann der Cocker ein wahrer Traumhund sein: Ein Hund den man überall hin mitnehmen kann, der freundlich zu Fremden (egal ob Erwachsener oder Kind) ist, ein Hund der alles mitmacht. Und an eines muss man sich mit einem Cocker gewöhnen: Wo man auch mit den kleinen Schlappohren auftaucht: Sie zaubern meist ein breites Lächeln auf die Gesichter der Menschen. 😀

Text: Sandra Schick