Dummyarbeit

Was viele Jahre lang eine typische Beschäftigung für Retriever war, ist inzwischen auch bei anderen Rassen etabliert. Im Jagdspaniel-Klub wird die Dummyarbeit von immer mehr Menschen ausgeübt. Für Cocker, Springer und andere Spaniels ist sie prima geeignet um die Hunde entsprechend ihren natürlichen Anlagen auszulasten. Auf diesen Seiten will ich euch einen kleinen Einblick in die verschiedenen Teilbereiche des Dummytrainings geben. 😀

  1. Was ist Dummyarbeit?
  2. Dummy-Basics
  3. Markierung an Land
  4. Blinds und Einweisen
  5. (Frei-)Verlorensuche
  6. Buschieren
  7. Schleppe
  8. Wasserarbeit
  9. Appell und Memory
  10. Walk Up und Treiben

Was ist Dummyarbeit?

Die Wurzeln des Dummytrainings liegen in Großbritannien. Nicht verwunderlich eigentlich, denn die Jagd hat auf den britischen Inseln traditionell viele Anhänger und ist weit verbreitet. Doch standen die Jäger bei der Ausbildung ihrer Jagdhunde vor einem Problem: Womit sollten sie ihre Hunde außerhalb der Jagdsaison beschäftigen um ihren Leistungsstand auf einem kontinuierlichen Level zu erhalten? Ein weiteres Problem: Die Ausbildung von jungen, unerfahrenen Hunden. Sie direkt mit Wild auszubilden, ist aus jagdethischen Gründen eigentlich nicht vertretbar. Waidgerechtes Arbeiten ist nur mit einem schon ausgebildeten Hund möglich.

Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts kamen die britischen Waidmänner dann auf die Idee, Leinensäckchen zu füllen und als Wildersatz für das Training zu nehmen – das erste Dummy (= engl. Attrappe) war erfunden. Dadurch konnten nun bereits sehr junge Hunde an die Arbeit herangeführt werden.

Inzwischen hat sich die Dummyarbeit weit verbreitet und ist längst nicht mehr nur ein Hobby der Jägerschaft. Im Gegenteil: Sie hat sich quasi als eigener Hundesport mitsamt Prüfungen, Workingtests und Meisterschaften etabliert. Die Aufgaben in den Prüfungen und Workingtests sind weiterhin sehr stark an den Anforderungen in der jagdlichen Praxis orientiert. Es werden verschiedenste Situationen simuliert, die bei einer Jagd vorkommen können – nur eben gänzlich unblutig mit Dummys statt echtem Wild. Es fallen Schüsse, Dummys „fliegen“ durch die Luft, die Hunde müssen sich mehrere Fallstellen merken, bei Verlorensuchen ihre feine Nase einsetzen und sich beim Einweisen von ihrem Hundeführer per Handzeichen und Pfiff in verschiedene Richtungen zur Suche schicken lassen – die Bandbreite der Aufgaben ist sehr groß.

Der besondere Reiz der Dummyarbeit liegt vor allem darin, dass zwischen Hund und Hundeführer eine große Vertrauensbasis vorhanden sein muss, um erfolgreich zu arbeiten. Der Hund arbeitet auf große Entfernungen, muss einerseits viel selbständiges Arbeiten zeigen, andererseits aber immer durch den Hundeführer ansprechbar und lenkbar sein. Darüber hinaus gibt es beim Dummytraining einfach eine schier unerschöpfliche Bandbreite an Aufgaben. Auch wenn der Grundstein in den sogn. „drei Apporten“ liegt (Markierung, Einweisen, Verlorensuche) so gibt es unendlich viele Variations- und Kombinationsmöglichkeiten. Es bleibt also immer spannend und abwechslungsreich.

Spaniels und andere Hunderassen beim Dummytraining
Noch ein Wort zur Eignung oder Nicht-Eignung bestimmter Rassen. Klassischerweise ist die Dummyarbeit eine Beschäftigung von Retrievern. Diese Hunde sind absolute Spezialisten wenn es ums Apportieren geht. In Deutschland wurde Dummytraining viele Jahre fast ausschließlich in den Trainingsgruppen der Retrieverclubs (Deutscher Retriever Club, Golden Retriever Club, Labrador Club) angeboten. Mittlerweile hat aber auch der Jagdspaniel-Klub (JSpK) die Dummyarbeit für sich entdeckt. Es gibt in vielen Bundesländern Trainingsgruppen und Seminare. Seit 2014 gibt es eine gemeinsame Prüfungsordnung mit dem Österreichischen Jagdspanielklub. Die Zahl der angebotenen Prüfungen und Workingtests steigt jährlich.

Möchte man an offiziellen Prüfungen der Retrieverclubs oder des Jagdspaniel-Klubs teilnehmen, so benötigt man in Deutschland einen Hund mit FCI-Papieren. Für Mischlinge und Hunde ohne Papiere gibt es allenfalls „Fun-Workingtests“ ohne offizielle Bewertung. Das ist sehr schade, aber leider handelt es sich eben um ein Angebot von FCI-Rassehundeklubs, die natürlich ihre eigenen Interessen im Vordergrund sehen.

Arbeitslinien-Hunde versus Show-Linien

Springer Spaniel beim Training in Wales, Bild: Kerstin Mark (www.kerstin-fotos.at)In der Retrieverszene dominieren seit Jahren die Hunde aus Arbeitslinien das Geschehen auf Prüfungen und Workingtests. Bei den Spaniels ist das anders. In Deutschland gibt es nur wenige dieser Arbeitslinienhunde (Field Trialer). So dass man im Bereich der Spanielarbeit sagen kann, dass die Mehrheit der Hunde, die auf Prüfungen vorgestellt werden, Hunde aus Showzuchten sind.
In Großbritannien ist das anders: Hier werden Spaniels die aus Arbeitslinien stammen für die Jagd bevorzugt. In „Field Trials“ werden diese Hunde geprüft. Field Trial Winners (FTW) oder Field Trial Champions (FTCH) werden bevorzugt zur Weiterzucht eingesetzt.

Ausstattung
Es gibt eine riesige Auswahl an Dummys im Handel. Hier mal zur Veranschaulichung eine kleine Auswahl mit beschreibenden Erklärungen (siehe unten):


von links:
3 „Pocket“-Dummys 100 g, in grün und orange
4 „Welpen“-Dummys 250 g in oliv, orange und grün
2 Working-Dummys 500 g (sind weicher als die Standard-Dummys)
2 Standard-Dummys präpariert fürs Markier-Training: der eine mit weißem Stoff (Socke)
und der andere mit „Streamer“ (schwarz-weißes Flatterband)
ganz rechts ein orangener Wasser-Dummy.
Unten: Futterdummys

Aber natürlich gibt es noch viel viel viel mehr… 😉


Text: Sandra Schick