Charity Workingtest von VITA

„Ins Wasser gefallen“ – das könnte der Titel zu unserem ersten Start bei einem Workingtest sein… Leider meinte es Petrus nicht besonders gut mit uns: Das Wetter hätte kaum schlimmer sein können: Viiiel Regen, zeitweise Starkregen, als Krönung dann noch zum Schluss ein Gewitter mitsamt Hagel… 
Unser Ergebnis war dann leider ein „nicht bestanden“… Chi und ich haben an dem Tag eins gelernt: Retrieverleute sind 1000%ig wetterfest. 😉 Selbst bei Gewitter wurden die Aufgaben nicht abgebrochen, munter weiter gerichtet… ich war echt verblüfft. :-) Ich hatte uns ja auch eigentlich für recht wetterfest gehalten, doch im Vergleich zu den Retrieverleuten sind wir echt Weicheier. 😀

Aber natürlich können wir nicht alles auf’s Wetter schieben, damit würden wir es uns ein bisschen zu leicht machen. 😉 Am besten mal der Reihe nach:

Wir starteten beim Charity Workingtest von VITA. Austragungsort war das Jagdschloss Platte in Wiesbaden. Wirklich ein HAMMER-Ambiente… (Hier gibt’s Bilder) Ich hatte mir bewusst den CWT als ersten Start ausgesucht. Denn die Einnahmen dieser Veranstaltung sind für einen guten Zweck: Das komplette Geld fließt in den Verein „VITA“ der Behinderten-Begleithunde ausbildet. So war das ganze Drumherum bei diesem CWT auch wirklich sehr beeindruckend: Es waren auch Rollstuhlfahrer mit ihren Hunden am Start, es gab Vorführungen von behinderten Kindern zusammen mit ihren Hunden und Reden von Promi-Paten… insgesamt war es wirklich beeindruckend und ich hatte schon teilweise einen Kloß im Hals… zu sehen was Hunde Gutes bewirken können… wie sehr diese Kinder ihre Hunde lieben… Das war seeeehr schön…

Nun aber zum „Sportlichen“: Wir starteten natürlich in der Anfängerklasse. Mir persönlich wäre zwar die Schnupperklasse (das ist sowas wie A0 oder ein Fun-Turnier im Agility 😉 ) lieber gewesen, aber leider darf man dort nur starten, wenn man noch keine Dummyprüfung bestanden hat. Und wir haben ja die Dummy A bereits in der Tasche. Nun musste es also die Anfängerklasse sein. Klingt ja eigentlich harmlos. 😉 Aaaaaber: Zwischen der Dummy A und der Anfängerklasse liegen kleine Welten im Hinblick auf die Leistungsanforderungen… das hatte ich vielleicht auch etwas unterschätzt… 😉

Es gab 5 Aufgaben zu bewältigen. Insgesamt gab es 60 Starter in der Anfängerklasse, die jeweils in Gruppen zu ca. 15 Personen eingeteilt wurden. Und so wanderte jede Gruppe mit einem Stewart von Aufgabe zu Aufgabe – wie beim Zirkeltraining ;-). Die Richter waren – bis auf einen Schweizer – allesamt aus England. D.h. die Einweisungen erfolgten auf Englisch, was ich irgendwie cool fand.  Außerdem waren natürlich die Engländer besonders „cockeraffin“. Dazu aber später mehr.

Aber nun zum Eigentlichen: Insgesamt kann man unsere Ergebnisse wohl so zusammenfassen: „50 Prozent Trefferquote“ :-) Denn bei allen Aufgaben, bei denen zwei Dummys zu bringen waren, fand Chi grundsätzlich immer das erste, beim zweiten versagten wir… :-(

Aufgabe 1: Doppelmarkierung im Team bei Malcom Stringer
Die erste Aufgabe fand im Wald statt und war gleich eine Team-Aufgabe. Ich dachte direkt „ups, ganz schön schwer für Anfängerklasse“. Natürlich haben wir sowas im Training schon öfter gemacht, trotzdem hatte ich direkt ein mulmiges Gefühl… Zwei Starter standen nebeneinander. Es fiel eine Doppelmarkierung, jeweils links und rechts vom Weg in den Wald. Dann durfte zuerst der eine Hund beide Markierungen arbeiten, anschließend wurden die Plätze getauscht und der andere musste arbeiten. Wir waren zuerst mit Zuschauen dran. Chi ist zum Glück ja recht „steady“ und machte keine Anstalten dem anderen Hund hinterher zu sprinten oder zu fiepen während der andere arbeitet. (denn das hätte zum Ausschluss geführt, das hat uns der Richter anfangs sehr deutlich gesagt) Für unsere Teampartner war leider schon nach der ersten Markierung Schluss, die zweite arbeiteten sie gar nicht mehr. Dann waren wir dran. Die erste Markierung arbeitete Chi super – besser als ich erwartet hatte: sie fand sie direkt und brachte sie – wenn auch in langsamerem Tempo also sonst, weil der Boden aufgrund des Regens sehr aufgeweicht und matschig war. Dann schickte ich sie auf die zweite Markierung. Leider hatte ich mir die Stelle nicht so gut gemerkt und schickte sie zu weit rechts. Chi driftete beim Suchen immer weiter nach rechts ab und dann war klar warum: Der Richter raunte mir noch zu „pay attention there’s a bundle of dummys“ – aber da war es schon zu spät. Sie hatte einen Haufen von Dummys in der Nase, den der Werfer dort deponiert hatte… Schwupps hatte sie sich eins geschnappt und zurückgebracht…Mmmmpf… Dafür kassierten wir dann leider unsere erste Null… Im weiteren Verlauf zeigte sich, dass sich noch mehr Hunde von dem Dummyhaufen anziehen ließen… 😉 Der Richter meinte aber zum Abschied dann noch zu mir, ich hätte einen sehr nett arbeitenden kleinen Cocker da. :-) Das Bild oben zeigt übrigens zwei Teams bei der dieser Aufgabe.

Aufgabe 2: Markierung und Blind bei Keith Sandercock
Einzelaufgabe. Wir standen auf einem Waldweg aus Gras. Die Markierung fiel rechts von uns in den Wald. Sie musste zuerst gearbeitet werden, was Chi auch gut machte. Anschließend wurde in gerader Linie vor uns auf einer Art „Wiesenweg“ ein Blind beschossen, das in einem kleinen Holzhaufen lag. Der Winkel zu der Markierung war recht klein (ca. 45 Grad). Obwohl Chi normalerweise sehr gut in Blinds ist, lief sie nur ca. 10 Meter geradeaus in Richtung Blind und bog dann in den Wald ab. Wie viele andere Hunde auch, ließ sie sich von der vorherigen Markierung „anziehen“. Ich versuche es noch mit Stopp-Pfiff und Einweisen, aber sie war nicht davon abzubringen, dass es im Wald liegen müsse… Vielen anderen Teams ging es ebenso wie uns… das tröstete ein bisschen… 😉

Aufgabe 3: Walk Up und Markierung im Wald bei Werner Haag
Bei dieser Aufgabe war ich echt stolz auf Chi, denn sie hatte es aufgrund ihrer Größe nicht einfach… Ein Walk Up (Fußlaufen) neben dem Richter. Es fällt ein erster Schuss. Doch der Schütze trifft nix, wie der Richter so lustig sagte. 😉 Wir laufen weiter Fuß, es fällt ein zweiter Schuss und es fliegt diesmal ein Dummy. Dieses war zu Apportieren. Allerdings: Das Gelände war sehr schwer, ganz dichter Bewuchs auf dem Boden, kleine Heckengewächse und viel Holz… Chi kämmte sich ganz tapfer ihren Weg zum Dummy und auch wieder zurück zu mir. Sie war zwar sehr langsam, brauchte verbale Unterstützungskommandos von mir und musste viele Umwege laufen (was reichlich Punktabzug gab) aber sie war tapfer und wir bestanden die Aufgabe mit 12 von 20 Punkten.

Aufgabe 4: Doppelmarkierung auf einer Wiese bei Ruppert Hill
Als ich bei Ruppert Hill ankam, gab es erstmal ein Gespräch über Cocker. :-) Bevor er mir die Aufgabe erkläre, erzählte er mir, dass er selbst jahrelang Field Trial Cocker ausgebildet und in Prüfungen geführt hat. Das war echt cool. Er fieberte glaub ich auch richtig mit uns mit. Auf einer Wiese fiel eine Doppelmarkierung, eine rechts und eine links. Die zuletzt gefallene musste zuerst gearbeitet werden. Chi war zwischenzeitlich hellwach 😉 (es hatte mal zwischendrin aufgehört zu regnen) und fieberte der Aufgabe entgegen. Schon beim ersten Schuss hatte sie sich langgemacht und wollte schon gern los, aber wartete brav. Als ich dann die Freigabe bekam, musste ich ihr ja mit der Hand die Richtung zeigen, da stand mein Hund schon voller Ungeduld wie ein Sprinter in den Startlöchern 😉 Auf mein „Apport“ raste sie los, zielstrebig zum Dummy, direkt gefunden und zurück zu mir. Das war richtig cool… Leider leider haperte es dann wieder beim Zweiten… :-( Die Wiese war nach einem geraden Stück abschüssig, die zweite Markierung wurde von dem Werfer immer so geworfen, dass sie kurz hinter dem Hang war, d.h. die Hunde liefen den Abhang hinunter, man selbst sah sie dann nicht mehr… Das war zu schwer für uns, Chi suchte zwar wie eine Irre, aber fand leider nicht. Ich Dussel hatte mir die Stelle auch mal wieder nicht gut merken können und konnte ihr schlecht helfen mit dem Suchpfiff… Irgendwann war die Zeit vorüber und der Richter bedauerte es zwar sehr, aber bat mich, sie zurückzurufen.

Aufgabe 5: Zwei Markierungen im Wald bei Lynn Stringer
Während unserer letzten Aufgabe tobte dann das oben schon erwähnte Gewitter mitsamt Hagel. Meine Motivation war auf dem Nullpunkt angekommen. 😉 Chi’s auch: Sie zog an der Leine Richtung Auto. (das ganz in der Nähe von der Aufgabe stand) Als ich sie in die andere Richtung zur Aufgabe mitnahm, war sie sichtlich empört, zumindest bildete ich mir das ein. 😉 Wir standen am Waldrand. Vor uns ging es stark bergab. Es fiel eine Markierung links von uns in nicht besonders weiter Entfernung. Ich hatte schon befürchtet Chi würde nach dem Kommando zum Auto rennen, aber immerhin holte sie brav die erste Markierung. Dann fiel der zweite Schuss und in gerader Linie vor uns fiel eine Markierung in weiterer Entfernung. Ich schickte sie. Entweder hatte Chi sie nicht richtig gesehen oder war unkonzentriert – jedenfalls lief sie schnurstraks wieder nach links wo die erste gelegen hatte und war auch durch Einweisen nicht in die andere Richtung zu lenken. Ich gab ziemlich schnell auf. Noch bevor die Richterin mich bat, den Hund zurück zu holen, pfiff ich sie herbei.

Wie schon geschrieben: 50 Prozent Trefferquote hatten wir in allen Aufgaben – leider reicht das aber nicht: Der Hund muss alle Dummys heimbringen um zu bestehen…  Nun ja, wir haben viele Eindrücke mitgenommen und wissen nun besser, was uns auf einem Workingtest erwartet. Theoretisch hätte Chi alle Aufgaben lösen können – denn es war jetzt nichts dabei, was wir noch nie im Training hatten… Allerdings fehlt uns beiden doch wohl noch einiges an Praxis… Und mir fehlt es eindeutig an Markierfähigkeit… ich konnte mir bei den Doppelmarkierungen die Stellen sehr schlecht merken und dementsprechend meinem Hund nicht helfen… Nun ja: Es gibt viel zu tun und wir werden weiter dran arbeiten. 😀

Sehr cool war es übrigens, dass wir am Ende dann beim Stechen der Offenen Klasse (=Profis 😉 ) zugucken konnten. Hier waren vier Teams punktgleich. Auch einer unserer Trainer war darunter und noch ein weiterer Saarländer. :-) Was die vier dann gezeigt haben war echt beeindruckend. :-)

Übrigens gibt es auf der Seite von VITA ganz viele Bilder von dem Tag:
http://www.charityworkingtest.de/bilder.html

Hier mal ein paar Ausgewählte:
Begrüßung morgens vor dem Jagdschloss

Chi und ich bei der Begrüßung morgens

Warten bei einer Aufgabe

Mehrere Bilder von der Vorführung der VITA-Teams

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