Der Working Cocker als normaler Familienhund

Es ist mir ein Bedürfnis an dieser Stelle mal eine Lanze zu brechen und Aufklärung zu betreiben: Über den Working Cocker als normaler Familienhund.

Auf dieser Internetseite habe ich an vielen Stellen erklärt, dass der Working Cocker ein Arbeitshund ist. Von seinen Ursprüngen und seiner Verwendung als Arbeitshund berichtet. Manch einer hat offenbar daraus geschlossen, dass ein Working Cocker kein geeigneter Hund für „normale“ Menschen ist. Das ist natürlich völliger Unsinn. :-)

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Bei mir lebt seit vielen Jahren ein Working Cocker zusammen mit zwei kleinen Kindern. Unser Alltag ist geprägt von den Kindern. Wir sind keine typische Hundsportfamilie, die ihre gesamte Freizeit auf dem Hundeplatz verbringt. Im Gegenteil. Unser Leben ist bunt und ausgefüllt mit den typischen Terminen, die eine Familie so hat: Fußball, Tanztraining, Fahrradfahren, Sport, Spielplatz, Besuche von Freunden, Ausflüge, etc.. Hundetraining nimmt da nur noch einen sehr sehr kleinen Raum ein.

Seit Corona hat sich Naylas Trainingszeit auf ein Minimum reduziert. Ehrlicherweise muss ich sagen: Mein Hund wird seit 2 Jahren so gut wie gar nicht mehr gearbeitet. (Ich höre schon den empörten Aufschrei der Arbeitsfraktion 😉 ) Sporadisch treffen wir uns mit unserer Trainingsgruppe. In den Corona-Wintern gab es allerdings immer wieder monatelange Pausen.

Und nun? Zerlegt der Working Cocker unser Haus? Ist irgendwie unausgelastet? Nein. Natürlich nicht. Sie ist der gleiche fröhliche, liebeswerte, schmusige Hund, der sie immer war. Bewegungsmangel hat sie natürlich nicht – das versteht sich von selbst, denke ich. Ausgedehnte lange Spaziergänge, mal Ballspiele oder ein kurzes Suchspiel – that’s it. Bei zwei Kindern im Haus kommt ohnehin keine Langeweile auf. 😉 Man muss nicht jede Woche ins Training rennen – ein Familienspaziergang/gemeinsamer Ausflug tut es auch.

Und wieder höre ich den Aufschrei… Der arme Hund… 😉

Ich habe es ja schon mehrfach auf dieser Homepage geschrieben: Kein Hund – auch kein Working Cocker – braucht ständig Arbeit. Es sei denn man hat dem Hund von Anfang an beigebracht, dass tägliches Training normal ist und sich alles nur um ihn dreht. Wer montags ins Flyball, dienstags ins Agility, mittwochs ins Dummytraining, donnerstags ins Obedience und freitags ins Mantrailing geht – der erzieht sich natürlich auch einen Hund, der fordert und immer mehr will und auch schließlich braucht. Die Geister, die ich rief…

Man sollte Working Cocker nicht als unglaublich arbeitsintensive, mega-anspruchsvolle Hunde darstellen. Denn das sind sie nicht. Tatsächlich ist Nayla der mit Abstand unkomplizierteste Hund, den ich je hatte. In allen Lebenslagen. Die meisten Hunde sind sehr anpassungsfähig – auch der Working Cocker. Weil sie uns Menschen so zugetan sind, machen sie alles mit. Einen randvollen Trainingsplan genauso, wie einen Alltag ohne ständige Termine. Hauptsache, sie sind mit ihren Menschen zusammen und ihre Bedürfnisse werden erfüllt.

Und wie ist es im Umgang mit Kindern? Ich habe ja den direkten Vergleich zu den beiden „Vorgängern“, den beiden Show-Cockern, die bei mir gelebt haben. Beide Show-Cocker waren vom Charakter her nicht annähernd so gute Familienhunde und so unkomplizierte Alltagsbegleiter wie es Nayla ist.

Nayla ist im Umgang mit Kindern ein Traum. Man könnte es sich nicht besser wünschen. Niemals ein Knurren oder Drohen, noch nie musste ich Angst haben, dass eine Situation mit den Kindern brenzlig werden könnte. Das konnte ich so von den zwei Showhunden nicht behaupten! Da war immer Aufmerksamkeit gefordert. Nayla hingegen könnte ich blind vertrauen. Sie liebt einfach alle Menschen – ob groß oder klein. Jeder, wirklich jeder, ist in ihren Augen ein Freund.

Mit ihr gehe ich zu Fuß mittags meinen Sohn von der Schule abholen. Auf einem Schulhof mit 40 oder mehr Kindern. Sie wird umringt, alle wollen sie streicheln. Das ist für Nayla kein Problem.

Sie ist meinen Kindern eine tolle Freundin und ich bin wahnsinnig froh, dass sie mit ihr zusammen aufwachsen können. smilie-verliebt

Natürlich freut sie sich, sobald sie sieht, dass Dummys eingepackt werden. Sie liebt die Arbeit mit den grünen Säckchen. Aber sie erträgt es auch völlig problemlos, wenn es mal wochenlang oder sogar monatelang keine grünen Säckchen gibt. 😉
Aber nicht, dass ich wieder falsch zitiert werde: Das hier ist kein Plädoyer dafür, Working Cocker komplett unbeschäftigt zu lassen!  😛 Aber es war mir mal ein Bedürfnis, klarzustellen, dass es letztlich auch „normale“ Hunde sind und keine hyperwilden Arbeitsmaschinen.

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